
Im Jahr 44 v. Chr, Caesar Todesjahr, erschien plötzlich am nordöstlichen Himmel Roms ein Komet, heute bekannt als C/-43 K1 oder “Komet Caesar”. Sieben Tage lang war er zu sehen, sogar am Taghimmel, wie einige Quellen wie Servius berichten.
Inmitten der Spiele für die Venus, die von Caesars Adoptivsohn Octavian zwischen dem 20. und 23. Juli durchgeführt wurden, erschien dieser Komet. Das Volk sah in ihm die vergöttlichte Seele Caesars und war tief bewegt. Octavian, der zu dieser Zeit bereits den Namen Gaius Julius Caesar angenommen hatte,

nutzte diesen Moment und liess den Kometen an die Stirn der Statue des “Göttlichen Julius” anbringen – als er 12 v. Chr. zum Pontifex Maximus, dem höchsten römischen Priester (heute Papst) ernannt wurde ließ er diese Szene auf dem Lentulus-Denar darstellen:

Diese Spiele mit dem Kometen waren die politische Geburt des jungen Gaius Julius Caesar, dem Sohn Gottes.
Divi Filius
Der Komet, das sidus Iulium, erschien auch auf zahlreichen Münzen mit der Inschrift “Divus Iulius”.







Die Bezeichnung des Kometen als sidus Iulium geht auf eine Ode des berühmten Dichters Horaz aus dem Jahr 24 v. Chr. zurück. Es ist ein Ereignis, das in die Geschichte eingegangen ist und das die Menschen noch lange in Erinnerung behalten haben.
Horaz
„Wie ein Baum wächst das Ansehen des Marcellus im verborgenen Alter; das julianische Gestirn leuchtet unter allen, wie der Mond unter kleineren Feuern.
Vater und Hüter des menschlichen Geschlechts, geboren von Saturn, dir wurde die Sorge um das Schicksal des großen Caesar gegeben: du wirst mit dem zweiten Caesar regieren. Er, ob er die Parther, die Latium bedrohen, mit gerechtem Triumph besiegt hat, oder ob er die Serer und Inder an der Küste des Orients unterworfen hat, du wirst die breite Welt weniger regieren: du wirst den Olymp mit schwerem Wagen erschüttern, du wirst Blitze auf die unkeuschen Lichter werfen.“
Seneca
Im Jahr 63 berichtete der römische Philosoph Seneca in seinen “Naturales quaestiones” über den Kometen, welcher „hervorkam nach dem Tod des vergöttlichten Julius (divus iulius), während der Spiele der Venus Genetrix um die elfte Stunde des Tages.“
Plinius
77 n. Chr. berichtet Plinius in seiner “Naturalis historia”:
„Nur an einem einzigen Ort der Erde, nämlich in Rom, wird ein Komet in einem Tempel verehrt, weil ihn der vergöttlichte Augustus als ein sehr günstiges Zeichen für sich erklärte.

Er trat nämlich zu Beginn seiner Regierung in Erscheinung während der Spiele, die er zu Ehren der Venus Genetrix kurz nach dem Tode seines Vaters Caesar in dem noch von diesem eingesetzten Kollegium abhielt. Mit folgenden Worten äußerte er darüber seine Freude: ‚Gerade an den Tagen meiner Spiele wurde ein Haarstern sieben Tage lang am nördlichen Teile des Himmels erblickt; er ging um die elfte Tagesstunde auf, war sehr leuchtend und in allen Ländern sichtbar. Das Volk glaubte, durch diesen Stern werde die Aufnahme der Seele Caesars unter die unsterblichen Götter angezeigt; um dessentwillen wurde dieses Sternzeichen am Abbild seines Kopfes angebracht, das später auf dem Forum geweiht wurde.‘ So äußerte er sich öffentlich; in seinem Innern aber war er mit Freude davon überzeugt, dass der Stern für ihn selbst aufgegangen sei, und dass er mit ihm aufgehe – und zwar, wenn wir die Wahrheit sagen wollen, zum Heile der ganzen Welt.“
Der Sohn Gottes wird im Zitat des Plinius nahezu zum Heiland.
Sueton
Sueton schreibt im Jahr 120 n. Chr. in seinen Kaiserbiographien:
„Während der Spiele, die sein Erbe Augustus am ersten Jahrestag für den unter die Götter erhobenen Caesar veranstaltete, strahlte ein Komet sieben Tage nacheinander am Himmel. Er erschien etwa um sechs Uhr abends, und man glaubte, es sei die Seele des in den Himmel aufgenommenen Caesar. Das war auch der Grund, warum man an seinem Bild über dem Scheitel noch einen Stern anbrachte.
Man beschloss, das Senatsgebäude, in dem er ermordet worden war, zu verriegeln und zu verrammeln und den fünfzehnten März “Vatermordtag” zu nennen. Ferner sollte der Senat an diesem Tag niemals mehr tagen. Von seinen Mördern überlebte ihn fast keiner um mehr als drei Jahre, und keiner starb eines natürlichen Todes.“
Hier eine Seite von Suetons Kaiserbiographien aus einem Manuscript von 1477 n. Chr.:

Chinesische Berichte
Es gibt Berichte, die eine Sichtung des Kometen in China bestätigen. Bān Gù, der Hauptverfasser des Hàn Shū, beschreibt einen “Besenstern”, der im Sommer 44 v. Chr. zwischen dem 18. Mai und dem 16. Juni gesichtet wurde. Er liefert auch astronomische Details wie eine Schweiflänge von 8 bis 10°. Ein koreanischer Bericht könnte auf diesen chinesischen Quellen basieren.
Eine neuere Studie legt nahe, dass der in China und Rom gesichtete Komet derselbe war. Die Forscher konnten Bahnelemente ableiten, die zu beiden Beobachtungen passen. Sie stellten fest, dass der Komet zunächst in China als helles Objekt gesehen wurde, dann schwächer wurde und für einen Monat nicht sichtbar war. Danach gab es einen dramatischen Anstieg der Helligkeit, der ihn Ende Juli wieder sichtbar machte.
Eine weitere Theorie, warum der Komet in China nur im Mai/Juni und in Rom nicht vor Juli gesehen wurde, ist ein historisch dokumentierter Ausbruch des Ätna im März 44 v. Chr.
Nebenbei würde dieser Vulkanausbruch die lange Finsternis im Evangelium erklären, denn wie D. A. Carson erklärt, sei es „nutzlos, darüber zu streiten bzw. zu räsonieren, ob die Finsternis durch eine Sonnenfinsternis von drei Stunden(!) oder atmosphärische Umstände, verursacht durch einen Schirokko oder durch etwas anderes, entstand“, weil wir schlicht nicht genügend über die Entstehung der Finsternis wissen. Eine totale Sonnenfinsterniss dauert faktisch nie mehr als einige Minuten.
„Und es war schon um die sechste Stunde; und es kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde, weil die Sonne aufhörte [zu scheinen]“ – Lk 23,44–45
Origenes überliefern das Wort eskotistä (εσκοτίσΘη): Die Sonne „wurde verfinstert“
Ausführlich wird diese Thematik im Buch „Die sechste Stunde – Synopsen zum historischen Ursprung der Wunder und Naturkatastrophen in der Passion Christie“ abgehandelt – in Verbindung zu den Caesarquellen:
https://www.verlag-ludwig.de/images/produktbilder/9783869351933_leseprobe.pdf