Divus Iulius

Julius Caesar war der mächtigste Mensch seiner Zeit. Vom Volk und seinen Legionen wurde er derart verehrt, dass das Echo auf das unerhörte Entsetzen durch seine unerwartete Ermordung noch heute alles durchdringt wie dieser Blog aufzeigen wird – auch wenn so manches sich im Laufe der Jahrhunderte bis zur Unkenntlichkeit verändert hat.

Der absolute Höhepunkt vor der Entladung der aufgeheizten Stimmung im Volk war die Aufrichtung einer Wachsfigur bei der Trauerfeier des Antonius – nur noch in einzelnen schriftlichen Fragmenten erhalten. Antonius´ Frau Fulvia hatte Caesar ebenso wie zehn Jahre zuvor ihren damals ermordeten Gatten Curio so darstellen lassen wie er gefunden worden war: von 23 Stichen durchbohrt am Boden liegend. Das Aufrichten dieser Figur war der absolute Wendepunkt – danach folgte eine wilde Hetzjagd des Volkes nach den Caesarmördern…

aus Appian „Bürgerkriege“ Buch 2 Zeile 147:

„Während sie in dieser Stimmung waren und bereits der Gewalt nahe waren, richtete jemand über der Bahre eine Wachsfigur von Cæsar auf. Der eigentliche Körper, wie er auf dem Rücken auf der Bahre lag, war nicht zu sehen. Das Bild wurde durch ein mechanisches Gerät immer wieder gedreht und zeigte die dreiundzwanzig Wunden an allen Körperteilen und im Gesicht, die ihm ein schockierendes Aussehen verliehen. Die Menschen konnten den erbärmlichen Anblick, der sich ihnen bot, nicht länger ertragen. Sie stöhnten, rüsteten sich, brannten den Senatssaal nieder, in dem Cäsar ermordet wurde, und rannten hin und her, um nach den Mördern zu suchen, die einige Zeit zuvor geflohen waren. Sie waren so aufgebracht vor Wut und Kummer, dass sie wie wilde Tiere den Tribun Cinna in Stücke rissen, weil sein Name dem Prätor Cinna ähnelte, der eine Rede gegen Cäsar gehalten hatte, ohne eine Erklärung über die Namensähnlichkeit abzuwarten, so dass kein Teil von ihm jemals zur Beerdigung gefunden wurde. Sie brachten Feuer zu den Häusern der anderen Mörder, aber die Diener wehrten sich tapfer und die Nachbarn flehten sie an, damit aufzuhören. Daher verzichteten die Menschen auf den Einsatz von Feuer, drohten aber, am nächsten Tag mit Waffen zurückzukehren.“

Die Schlüsselszene der Entstehung des Kultes um den Divus Iulius

Der Lentulus-Denar

Auf dem Augustus-Denar des Münzmeisters Lentulus aus dem Jahre 12 vor Christus sieht man zwei historische Figuren: rechts Augustus und links Divus Iulius…

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Die Wachsfigur

Hier bekommt man eine Vorstellung davon, wie Antonius die Schwierigkeit löste, dass man die Wachsfigur auf der Rostra am Boden liegend nicht hätte sehen können…

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Das Buch Divus Iulius – Audio

In seiner Monographie behandelt Stefan Weinstock ausführlich, wie der neue Gott Divus Iulius entstehen konnte…

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Auf Knien die Treppe empor

Nachdem Caesar eine schwere Niederlage im Bürgerkrieg gegen Pompejus hinnehmen musste gelobte er, die Treppen des Capitols auf Knien zu erklimmen, falls ihm der Sieg zuteil werden sollte. Dies war ein kraftvolles Zeichen seiner Dankbarkeit gegenüber den Göttern und ein Beweis für seinen starken Glauben. Seit der Frühzeit des Christentums folgten über die Jahrhunderte unzählige Gläubige seinem Beispiel – Zeugnis davon ist die Scala Sancta in Rom – die heilige Treppe, deren Marmor um bis zu 15cm abgescheuert wurde…weiterlesen

Der Komet Caesar

Im Jahr 44 v. Chr, Caesar Todesjahr, erschien plötzlich am nordöstlichen Himmel Roms ein Komet, heute bekannt als C/-43 K1 oder “Komet Caesar”. Sieben Tage lang war er zu sehen, sogar am Taghimmel, wie einige Quellen wie Servius berichten.

Inmitten der Spiele für die Venus, die von Caesars Adoptivsohn Octavian zwischen dem 20. und 23. Juli durchgeführt wurden, erschien dieser Komet. Das Volk sah in ihm die vergöttlichte Seele Caesars und war tief bewegt. Octavian, der zu dieser Zeit bereits den Namen Gaius Julius Caesar angenommen hatte, nutzte diesen Moment und liess den Kometen an die Stirn der Statue des “Göttlichen Julius” anbringen.

Diese Spiele mit dem Kometen waren die politische Geburt des jungen Gaius Julius Caesar, dem Sohn Gottes...

Die Vergottung Caesars – 1968

In dieser Doktorarbeit setzt sich Helga Gesche mit der Vergottung Caesars näher auseinander. Ein wichtiges Quellenbuch…

Venus Genetrix – Die Mutter Gottes

Die väterliche Familie von Caesar, die Julii oder Iulii, behauptete, von Iulus, alias Ascanius, dem Sohn des italienischen Helden Aeneas von Troja, abzustammen. Aeneas war der Sohn der Göttin Aphrodite/Venus. Daher wurde Venus als die “Mutter Gottes” in Bezug auf Divus Iulius betrachtet.

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Der Kaiserkult und das Christentum

Die römische Religion war stark von den Griechen beeinflusst. Fast der gesamte Pantheon bestand aus griechischen Göttern, welche römische Namen bekamen; Zeus wurde zu Jupiter, Aphrodite zu Venus und so weiter. Erst unter Augustus entstand ein neuer Kult, die Verehrung des vergöttlichten Julius Caesar als Divus Julius und nach Augustus Tod auch seine Vergöttlichung, obwohl er bereits zu Lebzeiten auf seinen Münzen den Titel Divi Filius, Sohn des Vergöttlichten prägen ließ. Wie viel ist nun vom Kaiserkult ins Christentum übergegangen? Oder liegen die wahren Wurzeln gar in der Vergöttlichung des Julius Caesar selbst? Es gibt überraschend viele Parallelen.

Auf diesem Tonrelief von der Via Cassia in der Nähe von Rom sehen wir Divus Iulius, wie er von Victoria gekrönt wird. Daneben ein Tropaion für den Sieg über die Gallier. Das Tropaion wurde an der Stelle auf dem Schlachtfeld aufgestellt, wo sich die Schlacht wendete und die Feinde besiegt wurden. Die Rüstung des Feindes wurde daran gehängt, darunter knien Gefangene. Links neben der Erdkugel kniet die Oikumene, welche die damals bekannte bewohnte Welt symbolisiert; im Evangelium steht die Ökumene für das Römische Reich, später für die Christenheit.

Das Mosaik in der Basilika Santa Maria Maggiore von 432 n. Chr. Zeigt die Verkündigung an Maria (dargestellt als römische Prinzessin, einen Purpurfaden spinnend) durch die Engel.

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